Überlebende
sprechen über ihre Erinnerungen: Erster Teil
Autor:
Svali
Publiziert am: 7. Mai , 2000
Ein
bedeutender Aspekt des rituellen Mißbrauchs ist das Zeugnis
Überlebender - derjenigen, welche ernsthaft am Prozess der
Heilung teilnehmen.
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wichtig: ein Teil dieses Artikels enthält Diskussion über
Erinnerungen Überlebender. Wenn Sie ein Überlebender
des rituellen Mißbrauchs sind, beachten Sie bitte, daß
das lesen darüber Triggern kann, und lesen Sie dies nicht,
wenn Sie dadurch unsicher werden. **
Ein
bedeutender Aspekt des rituellen Mißbrauchs ist das Zeugnis
Überlebender - derjenigen, welche ernsthaft am Prozess der
Heilung teilnehmen. Der uneingeweihte Leser kann kaum den langwierigen
Prozess verstehen, auf den viele Leute sich rund um die Welt eingelassen
haben. Sie sind jeden Alters, Mann und Frau. Sie arbeiten stark
am Austausch der alten Glaubensstrukturen für eine neue Weltsicht
und eine völlig neue Lebensart. Dies ist der erste in einer
Reihe von mehreren Artikeln, die auf Antworten Überlebender
zu einer von mir verteilten Umfrage basieren.
Alle
Aussagen, die ich hier veröffentliche haben die ausdrückliche
Erlaubnis des jeweiligen Überlebenden zur Veröffentlichung.
Ausserdem habe ich aus offensichtlichen Gründen Pseudonyme
eingesetzt, um deren Identitäten zu schützen. Dies sind
jedoch alles sehr reale Menschen und jeder einzelne hat eine reelle
eigene Geschichte zu erzählen.
Gedächtniswiederherstellung
ist ein stark debattiertes Thema. Es gibt einerseits Gruppen (gut
dokumentiert in den Massenmedien), die erklären, daß
unterdrückte Erinnerungen als Erwachsene nicht mehr erreicht
werden können. Während andere Gruppen oder Fachleute
argumentieren, daß es möglich ist und tatsächlich
geschieht. Ich dachte es wäre klug, zur Quelle zu gehen -
den Überlebenden selbst - um zu entdecken, was ihre aus erster
Hand gewonnene Erfahrung war. Sie wissen am besten was es heisst,
sich zu erinnern.
Meine
Hoffnung zu den Erfahrungen, die hier mitgeteilt werden, ist daß
Sie durch ihre Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und Überzeugung
inspiriert werden. Es geht hier NICHT um Leute, die "Geschichten
erfinden", wie manchmal behauptet wird. Einige Leute haben
sich zumindest etwas an ihren Mißbrauch erinnert. Dies sind
Leute deren Versuche, einem mißbräuchlichen Klima zu
entgehen (Mißbraucht werden und andere zu mißbrauchen)
teuer erkauft wurden. Sie zahlen einen sehr hohen Preis für
das Leben in einer Kultur, die in einem Zustand der Kollektivablehnung
fortfährt. Hier sprechen Überlebende über ihre
Erinnerungen:
Joanne,
eine Überlebende des generationenübergreifenden Mißbrauches
berichtet: Ich war 12, als ich erkannte, daß das was vor
sich ging, nicht "Normal" war. Aber ich traute mich
nie, etwas zu sagen. Ich war das typische mißbrauchte Kindchen,
das anderen was vorspielte. Aber niemand wollte mir glauben, als
ich im Alter von 16 Jahren zum ersten mal versuchte, alles zu
sagen. Einige Erinnerungen waren mir immer bewußt, normalerweise
galt, je traumatischer der Fall, desto besser die Erinnerungen.
Obgleich es auch einige Verletzungen gab, an die ich mich erinnere,
aber nicht mehr zurückrufen kann, was passiert war. Ich weiß,
wann und wo sie stattfanden, aber hinsichtlich dessen, wie die
Verletzung passierte, erinnere ich mich an nichts.
Ellen,
eine andere Überlebende, spaltete nicht ihre Erinnerungen
auf: Ich war in einem Kult, der 1994 gegründet durch eine
angebliche Marienerscheinung in diesem Teil des Landes begann.
Ich glaube jetzt, daß diese Erscheinung, genannt "Dame
des Lichtes" von Natur aus Satanisch war. Es gab einen Hellseher,
der behauptete, Botschaften von Jesus zu empfangen, um die Kirche
und die Welt durch eien stärkere Priesterschaft zu erneuern.
Ein jesuitischer Theologe wurde der geistige Direktor dieser Gruppe
durch Botschaften von unserer Dame des Lichtes. Ich wurde tief
in diesen Kult von der Gründung 1994 an miteinbezogen, bis
ich in der Lage war, im Juni 1998 zu herauszukommen. Ich habe
kein MPS (Multiple Persönlichkeitsstörung); aber war
drauf und dran, bis ich austrat. Ich erinnere mich zu fühlen,
als ob es zwei unterschiedliche Wirklichkeiten gäbe, während
ich in diesem Kult war..... Ich traue mich nicht an mein ehemaliges
Leben zu erinnern.... aber manchmal kommen Erinnerungsfetzen,
die ich schnell wieder wegschieben will. Erst als ich den Kult
verliess und meine Heilung begann, realisierte ich meine Teilnahme
an den symbolischen satanischen Ritualen. Von Zeit zu Zeit erkenne
ich Stück für Stück mehr. Wenn ich alles auf einmal
verstehen müsste, würde ich zerbrechen oder sterben.
Ich wußte, daß ich weiter um die Wahrheit kämpfen
mußte. Durch den Kampf, die Wahrheit aus der Lüge zu
finden, lernte ich die satanische Natur dieser Gruppe kennen.
Kinder
sowie Erwachsene haben sich an Mißbrauch erinnert: Vicky,
ein 15 Jahre altes Mädchen, erzählt: Ich hatte nachts
schlechte Träume. Ich träumte, daß ich irgendwo
hinging und bestimmte Sachen passierten, aber am folgenden Morgen
schien alles wieder normal. Ich fing nicht wirklich an, mich zu
erinnern, bis ich mit meiner Mutter zusammen rausging, und wir
sicher waren. Sie lassen einen nicht erinnern, sonst tun sie einem
weh. Ich wollte keine Schmerzen. Ich fing an mich zu erinnern
und Innenpersönlichkeiten fingen an, Erinnerungen mitzuteilen.
Aber die meiste Zeit versuche ich es zu ignorieren. Ich bin fleissig
mit Schule und meinem Leben als Jugendlicher beschäftigt.
Es geschah, aber ich versuche nicht daran zu denken. Ausgenommen
nachts werde ich ängstlich, weil ich nicht aufhören
kann dran zu denken. Es ist die Situation, als meine Mutter und
mein Vati mich kalt und unpersönlich Nachts aufweckten und
mich und meinen Bruder aus dem Bett holten, um zu einer Sitzung
zu gehen. Ich habe nachts Mühe zu schlafen. Ich versuche
die ganze Nacht wachzubleiben, um zu überprüfen, daß
ich zu Hause und jetzt sicher bin.
Copyright
2000 Svali